Die 1989 in Taganrog (Russland) geborene Pianistin und Komponistin Olga Reznichenko erhält schon als Kind eine klassische Musikausbildung. Als Jugendliche entdeckt sie ihre Leidenschaft für Jazzmusik, und studiert – zuerst heimlich – Jazzklavier in Rostow, um später in Leipzig einen Master in Jazz abzuschliessen. In verschiedenen Band-Projekten ebenso wie als Kuratorin von Festivals wird sie Teil der lebendigen Jazz-Szene der Stadt. Zusammen mit Maximilian Stadtfeld (Schlagzeug) und Lorenz Heigenhuber (Kontrabass) gründet sie 2018 das Olga Reznichenko Trio, welches seither auf und abseits der Bühne kontinuierlich aktiv ist. 2022 erscheint das Debüt-Album “Somnambule” bei Traumtor Records, welches es gleich in die Top 10 der Jazzalben von BR-Klassik und die Top 8 der Jazzalben vom WDR schafft. 2023 ist das Trio zudem für den Deutschen Jazzpreis nominiert.
Das präzise und vielseitige Spiel von Reznichenko wird von Kontrabass und Schlagzeug souverän getragen, wobei die beiden Musiker ihre individuellen Stärken zum Ausdruck bringen, ohne dabei das Gespür für das Ganze zu vernachlässigen. Die teils komplexen Kompositionen schöpfen aus einem breiten Fundus von Spätromantik über klassische Moderne bis hin zu Dodekaphonie, und wirken doch stets geschmeidig und unprätentiös. Sie lassen die Leichtfüssigkeit des 1960er Jazz nicht vermissen, obschon auch düsterere Klangfarben die Kompositionen mit einer gewissen Tiefe anreichern. Mit grosser Virtuosität verbindet das Trio die romantische Eleganz und Melancholie eines Brad Mehldau mit dem Innovationsgeist des Modern-Creative-Jazz Berliner Prägung.
Im salonhaften Ambiente des Perron Nord dürften die impressionistischen Qualitäten und Stimmungen der Musik des Olga Reznichenko Trios besonders gut zur Geltung kommen.
[Text: Andrin Uetz]