In einem Doppelkonzert verbinden sich Mensch und Maschine, Bild und Ton, Klang und Rauschen, sowie Elektronik und Akustik.
Da ist einerseits das retrofuturistische Bildrauschen von Michael Eggers Synkie, einer in Zusammenarbeit mit Max Egger und Flo Kaufmann eigens entwickelten Maschiene, welche mit Videokameras und Transistorfernseher mittels Rückkoppelung Frequenzen erzeugt. Zwischen Minimal Techno und Noise lassen sich mit diesem mobilen Studio für elektronische Musik einzigartige Drones und Lichtorgien erzeugen, ein Phänomen, welches die Tüftler als “Phonorescence” beschreiben. Irgendwo zwischen Blade Runner und Medienkunst entsteht eine hauntologische Zukunftsmusik, welche die Qualitäten analoger Elektronik mit den Möglichkeiten der digitalen Open Source Programmierung kombiniert. Nicht für Epileptiker geeignet!
Dem gegenüber steht das mikrotonale Zusammenspiel der Saxophonistin Christine Abdelnour und des Bassisten Louis Schild. Mit grosser Virtuosität spielen beide nicht nur auf ihren Instrumenten, sondern an ihren Instrumenten vorbei, erzeugen Klänge und Geräusche, die bei deren Entwicklung nicht vorgesehen waren, und aber dennoch Sinn ergeben im Kontext einer umfassenden Musikalität. Gewiss knüpfen sie hier an eine Tradition der bearbeiteten Musikinstrumente an, wie sie bereits in den 1950er Jahren präsent war. Doch das Spiel ist darüberhinaus von einer Sensibilität und einem Gespür für die Situation und auch eine gewisse Aktualität des eigenen Schaffens geprägt. Nicht zuletzt lebt und atmet die Musik des Duos mit dem aufmerksamen Zuhören.
[Text: Andrin Uetz]